Wissenswert

Begriffe, die immer wieder auftauchen…

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Immer häufiger ertappen wir uns dabei, wie wir bestimmte Begriffe fast schon gebetsmühlenartig wiederholt erklären. Uns quasi den Mund fusselig reden.
Zum einen handelt es sich dabei um Begriffe, die früher keiner Erklärung bedurften. Sei es, weil die Menschen, die sie in den Mund nahmen aus praktischer Erfahrung wussten, worum es geht oder sie für Jedermann selbsterklärend waren. Diese Zeiten sind vorbei. In den letzten Jahren wandeln sich immer mehr altbekannte Begriffe. Denn Sprache ist mächtig. Sie wird für verschiedenste Zwecke genutzt, benutzt, verwässert, sogar missbraucht. Sie kann klären, aber auch verschleiern. Je nachdem, wer sie zu welchem Zweck braucht. Sprach man früher noch einfach und verständlich von Blumenwiese, heißt es auf einmal Blühwiese. Dafür wurde im Gegenzug über Nacht aus einer Einjährigenansaat eine Blumenwiese.
Biodiversität, Artenschutz, Bienensterben. Alles Begriffe, die heute in aller Munde sind, nur das die wenigsten Begriffsbenutzer wissen, worum es dabei wirklich geht.
Zum anderen gibt es einfach eine Menge Fachbegriffe, die keineswegs Allgemeingut sind. Weil wir aber nicht in jedem Text immer wieder das Gleiche erklären wollen/ können, gibt es diese Begriffssammlung. Zum Klären, Orientierung geben, Verständnis fördern oder beim Wahrnehmen helfen.

A

Artenanreicherung Methode zur Steigerung der Biodiversität auf vorhandenen Grünflächen. Kommt in Betracht, wenn sich Methoden zur Umwandlung (Burrimethode, Neuanlage) nicht einsetzen lassen (Baumkronenbereich, steile Böschung u.Ä.). Zum Standort passende Initialstauden werden in den kurzgemähten Bestand gesetzt. Die Pflege wird sofort auf das Ziel (Blumenwiese, Wildblumensaum) umgestellt. Das ist die Methode, die am meisten Geduld erfordert, denn es braucht lange, bis es ein vorzeigbares Ergebnis gibt. Außerdem relativ kostenintensiv.

Artenschutz Schnell in den Mund genommen. Fast nie erreicht. Es geht immer um heimische Tiere und Pflanzen. Und oft um gefährdete Arten, die selten geworden sind. Hat nichts mit Honigbienen zu tun. Wird auch gerne gebraucht, um knallharte wirtschaftliche Interessen zu legitimieren, die das Artensterben fördern.

Artensterben (auch, aber nicht nur: Bienen- oder Insektensterben) Ein sehr hilfreiches Wort, um schnell Geld zu machen. Kann man klein oder groß auf Tüten pappen, egal, was drin ist. In Wirklichkeit beschreibt es den immensen Rückgang heimischer Flora und Fauna durch Machtpolitik. Siehe auch unter Themen Artensterben

B

Bauhoftraining Lehrmethode, um naturnahes öffentliches Grün in Gemeinden zu etablieren. Arbeitet mit Vorträgen, Parxis-Seminaren und Exkursionen. Kann auch für andere Bereiche (Gewerbegrün) adaptiert werden. Siehe auch unter Themen Bauhoftraining

Biodiversität Ein stolzes Wort. Nein, kann man nicht in der Tüte kaufen. Im Grunde geht es um zwei Dinge. Echte Natur in Form (wilder) heimischer Pflanzen und Tiere. Also um heimische Artenvielfalt. Das Exotensortiment in Gartencenter oder örtlicher 08/15-Gärtnerei bringt null Biodiversität. Nicht heimische Ansaaten ebenso. Manchmal geht es bei Biodiversität auch um alte Kulturarten wie Apfelsorten, Rinderrassen oder Ur-Getreide. Siehe auch unter Themen Biodiversität

Blühmischung, Blühstreifen, Blühwiese Das sind Kunstbegriffe, die meist Einjahres- oder sehr kurzlebige Ansaaten bezeichnen. Feuerwerke. Oft mit Exoten und großblütigen, gefüllt blühenden Sorten. Untauglich für den Artenschutz. Untauglich auf Dauer. Garantiert nicht nachhaltig.

Blumenwiese, Wildblumenwiese Der richtige Weg. Dauerhafte Ansaaten mit heimischen Wildblumen. Ein- oder mehrmals im Jahr gemäht, das Mähgut wird entfernt. Purer Artenschutz, echte Biodiversität, garantiert nachhaltig. Steht sie über den Winter, dann wären es Wildblumensäume mit ganz anderem Artenspektrum.

Burrimethode Methode zur Umwandlung von artenarmen Rasen-/ Wiesenflächen in artenreiche Blumenwiesen. Der vorhandene Altbestand wird durch Bodenbearbeitung (fräsen, pflügen) vernichtet. Anschliessend wird (das richtige) Wildblumenwiesensaatgut angesät und der Boden angewalzt. Braucht im ersten Jahr meist mehrere Schröpfschnitte, um aus der Samenbank keimende Unkräuter zu unterdrücken. Gibt deshalb im ersten Jahr auch noch keine Blüten.
Später – je nach Bodenfruchtbarkeit – nur noch 1 – 3 mal pro Jahr mähen. Niemals mulchen. So entstehen die schönsten nachhaltigen Blumenwiesen.

D

Dynamik von Lebensräumen Verschiedene Lebensräume ändern sich entsprechend der Lebensdauer der sie belebenden Pflanzen und der einwirkenden Umweltbedingungen unterschiedlich schnell. Lebensräume mit kurzlebigen Pflanzen (z.B. Säume, Blumenwiesen) oder starken Umwelteinflüssen (z.B. Uferbereiche, Steinlagen) ändern sich häufiger als Lebensräume mit langlebigen Pflanzen bzw. gedämpften Umwelteinflüssen (z.B. Wälder). Als Faustregel gilt: je dynamischer ein Lebensraum umso artenreicher.

E

Eh-Da-Flächen Eine clevere Erfindung eines führenden deutschen Pestizidkonzerns. Man vereinnahmt die letzten, wohlmöglich sogar artenreichen Reste der Kulturlandschaft, um dort irgendwelchen Exotenquatsch anzusäen. Damit pestizidabhängige Bauern ihre Flächen weiter zu 100 % begiften können. Leider machen da inzwischen sogar Naturschützer mit.

Einjährige Sind es gar nicht immer. Sondern können auch länger. Die sprachliche Konvention versteht darunter Arten, die meist nur eine Saison blühen und dann sterben. Ihre Samen überleben und kommen wieder, so lange sie Platz zum keimen finden (Lichtkeimer). Nicht-heimische Einjährige aus Blühmischungen sind oft frostempfindlich und hoffentlich nach dem nächsten Winter weg.

Exoten Alles, was nicht ohne Zutun des Menschen in unserer Landschaft und Natur vorkommt, bzw. überlebensfähig ist. Siehe auch unter Themen Exotisch vs. heimisch

G

Gehölz Alles pflanzliche was verholzende Sprossachsen (Stängel, Stiele, Zweige, Stämme usw.) bildet. Liebe Süddeutsche, liebe Österreicher: Gehölze sind keinesfalls mit Stauden gleichzusetzen! Selbiges führt nur zu Knoten im Gehirn und massiven Kommunikationsproblemen.

H

Heimisch Was genau und wie lange heimisch (Strichwort indigen/ archäophytisch) ist, darüber mögen weiter die Botaniker streiten. Tatsache ist, dass heimische Pflanzen schon vor der Entdeckung Amerikas (1492) und des überseeischen Handels bei uns wuchsen und es hoffentlich auch noch lange tun. Dabei wandelt sich die Flora ständig. Es kommen also sich neu (Neophyten) oder manchmal auch wieder-einbürgernde Arten hinzu, dafür verschwinden alte (Artensterben). Zuvor standen sie manchmal auf den Roten Listen der seltenen und bedrohten Arten. Wird als Begriff manchmal in gewissen politischen Kreisen missbraucht, woraufhin andere Missbrauchstäter aus der Verwendung heimischer Pflanzen dann gärtnerischen Rassissmus konstruieren. Bäks. Siehe auch unter Themen Exotisch vs. heimisch

Honigbiene Ist hinter Rind und Schwein das drittwichtigste Haustier. Stammt ursprünglich aus Asien. Gezüchtet, alimentiert und nur unter menschlicher Obhut (über-)lebensfähig. Honigbienenschutz ist gut und wichtig, aber bestimmt kein Naturschutz, sondern Wirtschaftslobbyismus. Imkerschutz wäre das passendere Wort.

I

Initialstaude Krautige Pflanze (= Staude!), die zwecks Biodiversitätssteigerung in eine vorhandene oder neu angelegte Fläche gepflanzt wird. Und zwar einzeln verteilt, mit genug Abstand, maximal 4-5 Stauden pro Quadratmeter.

Insektennisthilfe In der Regel gut gemeinte, häufig schlecht gemachte Insektenbeobachtungsstation in der selbige Überwintern sollen, dabei aber häufig von Vögeln, Eidechsen und anderen Insektenfressern beim Brutgeschäft weggefressen werden. Hilft aber den parasitisch lebenden Insekten, für die durch die Dichte der Brutplätze reichlich potentielle Opfer angeboten werden. Kann man machen, wenn man es gut macht, ist aber mehr ein nettes Gimmick bzw. eine Gewissensberuhigung und kann natürliche Brutplätze (offener Boden, alte Pflanzenstängel, aufrechtes besonntes Totholz) maximal ergänzen.

Invasiv sind neu eingebürgerte Pflanzen (Neophyten), die sich in einem Maß in der Natur ausbreiten, dass sie heimische Arten verdrängen und Biotope nachhaltig verändern oder gar ganz zerstören. Heimische Pflanzen können nie invasiv sein, egal was das BfN behauptet. Stehen leider nicht alle auf der schwarzen Liste der invasiven Arten und dürfen in Deutschland trotz ihres naturzerstörerischen Potentials gehandelt und in Gärten angepflanzt werden.

K

Klimawandel Ihn gibt es. Sie erleben ihn gerade am eigenen Leib. Siehe auch unter Themen Klimawandel

L

Lichtkeimer Sind fast alle heimischen Blühpflanzen. Sie brauchen – wie der Name sagt – Licht zum keimen. Weshalb es auch so wichtig ist, dynamische Lebensräume wie Blumenwiesen und Säume nicht zu mulchen, denn durch eine Mulchschicht gelangt fast kein Licht auf den Boden, sodass keine Blume und kein Kraut keimen kann. Gräser sind im Übrigen Dunkelkeimer, was uns direkt zum Erkenntnisgewinn führt warum es denn immer weniger Blumen in der Landschaft gibt: fast überall wird heftigst gemulcht.

M

Mulchen Das Schnittgut bleibt nach dem Schnitt auf der Fläche. Funktioniert innerhalb von Hecken und Gehölzbereichen oder auf extremen Trockenstandorten ganz gut. Ist in dynamischeren Lebensräumen wie Säumen und Blumenwiesen aber tödlich für alle Lichtkeimer.

N

Nachhaltig Ausdauernde, sich selbst oder mit menschlicher Hilfe erneuernde Naturelemente oder Pflanzenarten. Blühmischungen sind nie nachhaltig, richtig gepflegte Blumenwiesen immer. Heimische Wildpflanzen sind stets nachhaltig. Sie vermehren sich über Samen und können Jahrhunderte alt werden. Hybriden und Zuchtformen von und zwischen Arten sind es dafür meist nicht.

Neophyt Pflanze, die nach 1492 in unserer Landschaft eingebürgert, und dort ohne Zutun des Menschen dauerhaft überlebensfähig ist. Oft bewußt, manchmal aber auch unabsichtlich eingebürgert. Muß nicht grundsätzlich schlecht sein, kann aber invasiv werden. Die Abschätzung des Invasionspotentials einer Pflanze ist eine Black-Box. Oft kommt die Erkenntnis zu spät um Schaden abzuwenden.

Neuanlage Pflanz- oder Saatflächen werden mit mineralischem Substrat (Kies, Schotter, Sand) neu angelegt. Entweder mittels Bodenaustausch (Mutterboden weg, Kies rein) oder – besser – weil sie eh neu gemacht werden, und der Mutterboden gleich draussen bleibt. In die oberste Schicht wird etwas gütegesicherter Kompost eingearbeitet, dann wird gepflanzt (Initialstauden) und/ oder angesät.
Gibt – wenn richtig gemacht – schnell ein vorzeigbares Ergebnis (erste Blüten nach ca. 3 Monaten!) Muß in den ersten Entwicklungsjahren gejätet werden. Danach reicht i.d.R. eine einmalige Mahd pro Jahr. Wichtig: Immer Substrat mit Null-Anteil verwenden (nix Rollkies, Grobschotter, gewaschener (Spiel-)Sand etc.)!

S

Saum, Wildblumensaum Ein echtes und leider oft fehlendes Naturelement. In der Natur hoch dynamische Übergangsgesellschaft zwischen Gehölz und Offenland. Im Garten in der Regel linear ausgerichtet. Entlang von Hecken, Wegen, Böschungen, Ufern, Mauern. Ganz wenig gemäht, oft nur einmal nach dem Winter, oder gar nur aller zwei Jahre. Dient vielen Tieren als unersetzliches Überwinterungsquartier, und ist damit eine wirkliche Insektennisthilfe.

Sorte Züchterisch bearbeitete Form einer Wildpflanze bei der bestimmte Merkmale selektiert werden (Blütenfarbe, Blattfarbe/ -form, Wuchsform usw.). Leider verschwinden mit der Selektion ganz nebenbei oft auch (überlebens-) notwendige Eigenschaften (Toleranz für widrige Bedingungen, Vermehrungsfähigkeit u.Ä.). Die natürliche genetische Bandbreite einer Art wird durch die Auslese einer Sorte eingeschränkt. Sorten sind in den meisten Fällen nicht biodiversitätsfördernd und wenig nachhaltig.

Staude Eine Hommage an die werten Süddeutschen und Österreicher: Nein, der Holunder ist halt keine Staude, sondern ein Strauch oder noch besser: Gehölz. Ja, Stauden sind mehrjährige, nicht verholzende Gewächse, die viele Jahre blühen und samen.

Strategietypen Pflanzen verstehen. Was Richard Hansen für die Lebensbereiche der Pflanzen erklärt hat, hat Peter Grime aus Sicht der Überlebenstrategien kathegorisiert. Grob werden für alle Pflanzen drei Strategietypen unterschieden: (C) Konkurrenzstarke. Langlebige standorttreue Pflanzen die meist auf klimatisch begünstigten nährstoffreichen Plätzen vorkommen und sich oft langsam entwickeln; (R) Ruderale/ Pioniere. Kurzlebige Pflanzen mit schneller Entwicklung und hoher Verbreitungsrate, Samen überdauern oft lange im Boden und können bei günstigen Bedingungen in Unmengen keimen (das kann dann von aussen schon auch mal invasiv wirken, ist aber meist vorübergehend); (S) Stresstolerante. Konkurrenzschwache Pflanzen, die auch noch mit den wiedrigsten Bedingungen klar kommen und Lücken besetzen, die andere Pflanzen nicht mehr besiedeln können. Diese Pflanzen sind in der Natur auf Grund des Verschwindens ihrer Lebensräume (trockene Magerstandorte, Moore) häufig stark bedroht. Zwischen den einzelnen Typen gibt es viele Mischformen. Das Verstehen der pflanzlichen Überlebensstrategien trägt wesentlich zur Nachhaltigkeit einer naturnahen Pflanzung oder Ansaat bei.

T

Trockenstandort Wird – gerade im Anfangsstadium seiner Entwicklung – von uneingeweihten Zeitgenossen oft mit den gerade modischen „pflegeleichten“ Kies- & Schottergärten (Gartenwüsten) verwechselt. Bildet in Wirklichkeit aber extrem wertvolle Standorte für in der Natur stark bedrohte Überlebenskünstler (stresstolerante Standortspezialisten) unter den Blütenpflanzen. Wenn richtig angelegt, dient er gleichzeitig als Brut- und Lebensraum für viele Insekten (Insektennisthilfe) und z.B. auch Eidechsen.

U

Unkraut Die richtige Pflanze am falschen Ort. Meist kurzlebige sich stark versamende Pionierpflanzen oder – schlimmer – sich über Wurzelausläufer ausbreitende konkurrenzstarke Arten. Ganz schlimm: Invasive Neophyten wie kanadische Goldrute, Indisches Springkraut, Japanischer Staudenknöterich & Co.

W

Wildbiene Es gibt an die 570 Arten ihn Deutschland, je weiter wir nach Süden bzw. in den Klimawandel kommen, um so mehr werden es. Tendenz also steigend. Oft festgelegt auf bestimmte heimische Pflanzen und Pflanzenfamilien. Wildbienenschutz ist Artenschutz im weitesten Sinn. Nein, wir appellieren nicht an die Fraktion der Nisthilfenbastler. Sie dürfen weiter bauen, um ihre un(ge)nütz(t)en Angebote in wildpflanzenlose Gärten zu stellen.

Wildblume, Wildpflanze Die Begriffe sind mit Vorsicht zu genießen. Bezeichnen eigentlich heimische Arten aus der hiesigen Natur, also das Gute, werden aber fälschlicherweise auch für die auf anderen Kontinenten heimischen Pflanzen verwendet, das Böse: Auch Staudenknöterich und Kanadische Goldrute sind irgendwo auf der Welt nützliche Wildpflanzen, nur eben nicht bei uns.

Z

Zweijährige Wie die Einjährigen kurzlebige Gesellen. Bilden zunächst eine Rosette aus, was meist einige Monate oder ein Jahr dauern kann, blühen dann im Jahr zwei und segnen anschliessend das zeitliche. Können bei widrigen Umständen auch viel länger als Rosette vor sich hin warten.