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Bauhoftraining

Vom Gegen- zum Miteinander – Schulung von Ausführenden in der Kommune

Was ist denn das, was soll das bringen? Wollen wir Bauhofmitarbeiter zu sportlichen Höchstleistungen anspornen? Dafür sind wir die Falschen. Aber wir wollen sie zu pflanzlichen Höchstleistungen bringen. Zu wunderbaren Blumenwiesen mit Aurorafaltern, zu Wildblumensäumen mit Distelfinken, zu echten Wildsträucherhecken mit Igel, Zaunkönig und Rotkehlchen. Dagegen aber steht die Bauhofpraxis.

Seien wir einmal ehrlich. In all den Gemeinden, Städten, Landkreisen und Ländern, in denen wir bislang das Bauhoftraining durchgeführt haben, gibt es oft eines von zwei Szenarien.

  1. Die Idee kommt vom Kopf her. Der Landrat will naturnahes öffentliches Grün, der Bürgermeister sowieso, der Gemeinderat auch, bloß der Bauhof will es nicht. Oder nur der Leiter des Bauhofs will es nicht. Oder nur seine Mitarbeiter haben keine Lust. Wie auch immer: Die Idee scheitert.
  2. Der Bauhof inkl. Chef will es, hat aber leider keine Ausbildung in Pflanzenverwendung und naturnaher Vegetationstechnik gemacht. Auch pflegemäßig sind die Kenntnisse bei heimischen Arten eher begrenzt. Die Idee scheitert.

Die ersten Versuche können unter solchen Umständen nur schiefgehen. Ja, wir haben das Gegenmittel gegen Unwillen und Unwissenheit gefunden und erfunden. 2012 veranstaltete Reinhard Witt in Kirchheim in Schwaben sein erstes Bauhoftraining. Fünf Gemeinden nahmen teil. Zuvor hatte er ausführliche Erfahrungen im öffentlichen Grün in den Pilotgemeinden Haar (ab 1997) und Rankweil (ab 2011) gesammelt.

Das Bauhoftraining funktioniert auf Augenhöhe. Keiner ist besser, keiner hat einen Vorteil, weil er mehr Macht oder Wissen hat.
Es beginnt mit einem Einstiegsvortrag in der Gemeinde oder in einer der Gemeinden (wenn sich viele zum Beispiel in einem Landkreis zusammenschließen).
Dann kommt eine professionelle Begehung durch den/ die Planer, in unserem Fall natürlich: uns. Wir gucken alle Gemeinden und alle Flächen an, die naturnah werden sollen. Und beraten gemeinsam vor Ort, welche Flächen sich wirklich eignen, wo man anfangen sollte, wo vielleicht noch warten, bis die Idee in der Gemeinde etabliert ist.
Als nächstes folgt eine Fachplanung durch uns unter Berücksichtigung aller der Methoden Flächen-Umwandlung oder Neuanlage. Die Gemeinden bekommen eine perfekt auf Standort und Bedürfnisse abgestimmte Detailplanung inkl. Materialberechnung, Kostenschätzung, ausführlichen Pflanzenlisten (Stauden, Gehölze, Ansaatmischungen, Einzelansaaten, Blumenzwiebeln) und Pflegeplan.
Dann wird (bei mehreren Gemeinden) eine Pilotgemeinde ausgesucht. Hier finden alle Praxisworkshops statt. Davon gibt es 3 – 4:

  1. Der Anlagetag mit und der vegetationstechnischen Vorbereitung der Flächen, den praktischen Arbeiten des Pflanzen und Säens
  2. Die erste gemeinsame Pflege
  3. Die zweite gemeinsame Pflege
  4. Das Wildblumenzwiebeln stecken.

Alle Bauhofmitarbeiter aller Gemeinden machen hierbei mit und lernen das Know-how für die eigene Gemeinde. Das praktisch Gelernte setzen sie dann zu Hause in ihren Flächen um.
Bei nur einer Gemeinde empfiehlt es sich, Interessierte aus der Bevölkerung in den Prozess einzubinden, dann gibt es einfach mehr Kapazität für die nötige Pflege und obendrauf eine höhere Akzeptanz für das neue Konzept.
Unser Erfolgsmodell des Bauhoftrainings dauert wenigstens 1 – 1,5 Jahre. In dieser Zeit werden nicht nur die Mitarbeiter motiviert, sondern eben auch im Umgang mit Wildpflanzen fit gemacht.

Das Bauhoftraining wird inzwischen nicht nur in Deutschland praktiziert. Wir haben zahllose Gemeinden, Landkreise in Bayern und Baden-Württemberg, ganze Bundesländer wie Vorarlberg, Tirol, Salzburg, die Steiermark oder Länder wie Luxemburg und Liechtenstein geschult. Wann kommen Sie auf diese geniale Idee? Wir sind für Sie da!